Selbstcoaching - Selbstwert

Nicht gut genug

Die wenigsten zeigen sich gern verletzlich und auch am Arbeitsplatz wollen wir professionell sein und keine Fehler machen, effizient sein. Zugleich aber wünschen wir uns echte Beziehungen zu unseren Mitmenschen, denn erst das gibt unserem Leben Bedeutung. Brené Brown, Professorin an der Universität von Houston forscht seit mehr als 17 Jahren zu Themen des menschlichen Verhaltens und kommt zu dem Ergebnis, dass Scham, Verletzlichkeit und der Wunsch nach Beziehungen miteinander verbunden sind: durch die Angst davor, nicht gut genug zu sein. Die Angst, nicht gemocht zu werden. Angst davor, zu scheitern.

Verletzlichkeit lassen wir zu, wenn wir um Hilfe bitten. Uns aufrichtig für etwas begeistern und unsere Meinung vertreten, ohne die des Gegenübers zu kennen. Oder beispielsweise zuzulassen, die eigenen Kinder in der Schule mit etwas kämpfen zu sehen, und sie erst mal allein versuchen zu lassen, das Problem zu lösen. Auch Perfektionismus ist ein klassisches Stück Rüstung. Verletzlichkeit bedeutet auch Scheitern zulassen und damit uns zugestehen, so zu sein, wie wir sind.

„Verletzlichkeit ist nicht Schwäche. Ich definiere Verletzlichkeit als emotionales Risiko, ausgeliefert sein, Unsicherheit. Sie treibt unser tägliches Leben an. Und ich glaube jetzt […] dass Verletzlichkeit unser genauestes Maß von Mut ist – verletzlich zu sein, uns erkennen zu geben, ehrlich zu sein.“ (TEDx Talk "Listening to shame", Min.4:45)

Verletzlichkeit ist der Schlüssel zu allem, von dem wir mehr wollen: Freude, Liebe, das Gefühl von Zugehörigkeit, Vertrauen, Intimität. Gleichzeitig wollen wir aber nicht unsere Rüstung ablegen und zeigen, wer wir wirklich sind, weil wir Angst haben, man könne all das als Waffe gegen uns verwenden. Doch mit dem Überspielen unserer Verletzlichkeit vergraben wir auch unsere anderen Emotionen. (aus: Brené Brown, Daring Greatly. How the Courage to be Vulnerable Transforms the Way We Live, Love, Parent, and Leadility, 2013,)

Brown hält es für wichtig, daran zu glauben, dass wir selbst genug sind. „Verletzlichkeit ist der Geburtsort von Innovation, Kreativität und Veränderung.“ (TEDx Talk „The power of vulnerability“, Min 5:54)

Brown gehe es, sagt sie, um den Mut im Alltag. Verletzlichkeit fühle sich sicher gefährlich an, aber noch gefährlicher sei es, sich dem Ende des Lebens zu nähern und sich zum Beispiel zu ärgern: Hätte ich doch mal diese neue Karriere gewagt! „Viele von uns“, so Brown weiter, „geben einen Teil ihrer Geschichte auf, um das zu sein, was andere sich von uns wünschen. Dabei lebt dieses Gefühl von Wertigkeit, das für viele von uns so schwer zu spüren ist, doch in unserer Geschichte. Das Einzige, was wir hier auf Erden Besonderes beitragen können, ist eben, genau der zu sein, der wir sind.“ (aus: Interview mit Welt N24, Warum es ehrenwert ist, ein Weichei zu sein, 03.01.2014)

 

Brenee Brown in ihrem TED-Talk: Die Macht der Verletzlichkeit

Posted on April 3, 2017 .